Ferdinand Völzgen, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau Bonn-Rhein-Sieg, eröffnet die Veranstaltung.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir, Ihre Obsterzeuger aus der Region freuen uns, Sie an diesem (schönen) Sommermorgen auf dem Obsthof der Familie Felten begrüßen zu können. Hier, vor der eingenetzten und überdachten Süßkirschenplantage auf der zzt. vollreife, saftig-knackige Kirschen geerntet werden, kann man den Eindruck gewinnen, dass bei den Kirschenerzeugern die Welt in Ordnung ist. Die Kirschen werden durch die Überdachung vor Regen geschützt, dadurch hat man viel weniger geplatzte Früchte, einen geringeren Fäulnissdruck und kann somit auf eine Reihe von Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Pilzerkrankungen verzichten. Durch das Überdachen können viel stabilere Qualitäten heranreifen, und dadurch, dass die

Kirschen länger am Baum verbleiben können, auch viel mehr Aroma ausbilden. Außerdem werden zunehmend moderne Kirschenanlagen eingenetzt. Das wird nicht nur gemacht, um allzu gefräßige Starenschwärme abzuhalten, sondern hauptsächlich zur Abwehr der Kirschfruchtfliege / die berühmte Made in der Kirsche / sowie zur Abwehr der Kirschessigfliege. Diese Kirschessigfliege ist ein Schädling, der in den letzten Jahren aus dem asiatischen Raum bei uns Fuß gefasst hat und fast alle Beerenkulturen, Steinobstkulturen und den Keltertraubenanbau befällt.

Überdachen und Einnetzen ist Pflanzenschutz ohne Spritzen!

Sie sehen, wir betreiben einen hohen Aufwand, um heimische Kirschen anbieten zu können. Wir sind der Meinung, dass die dt. Kirschenerzeuger ihre Arbeit gemacht haben, eine heimische Produktion einer hochwertigen Kultur weitgehend umweltgerecht unter Einsatz von technischen Verfahren zur Abwehr von Schädlingen und Pilzerkrankungen umzusetzen. Somit müssten unsere Kirschen ja eine hohe Akzeptanz bei Handel und Verbraucher erfahren. Wenn da nicht die preisgünstigere Alternative aus dem Ausland in den Regalen angeboten und gekauft wird! Zum Teil gibt es gar keine deutschen Kirschen in den Supermärkten, sondern nur Ware aus dem Ausland. Der Verbraucher hat nicht die Möglichkeit auf deutsche Ware auszuweichen. Wir fragen Sie alle: Wie kann es sein das z.B. türkische Süßkirschen, die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, die in Deutschland ein Anwendungsverbot haben, den Weg in die deutschen Supermarktregale finden.

Natürlich sind die Kirschen verkehrsfähig, will sagen sie halten die gesetzlichen Höchstgehalte an Resten von Pflanzenschutzmitteln ein. Aber warum darf diese Ware den Weg zum Verbraucher finden, wenn wir deutschen Erzeuger diese Mittel nicht einsetzen können, weil verboten, unsere Kollegen aus der Türkei sich das Einnetzen sparen können, gegen die Schädlinge spritzen und dann natürlich einen Kostenvorteil haben. Ach übrigens, da fällt mir noch ein: Wir zahlen unseren Erntekräften den zzt. gültigen deutschen Mindestlohn von 9,19 €/Std. Der Mindestlohn in der Türkei liegt, nach über 20 % Anpassung nach oben in 2019, bei noch nicht einmal 2,- €/Std! Der Handel, der unter stärkstem Wettbewerb steht, nimmt die Kirschen aus heimischer Produktion nicht oder nur teilweise in sein Sortiment auf.

Wir werden dafür abgestraft, dass wir – wie vom Gesetzgeber gefordert – in Sachen Lebensmittelproduktion auf umweltfreundlichere Produktionsverfahren umstellen. Wo bleibt da bitteschön der gelebte Klima- und Umweltschutz, wenn wir unsere Nahrungsmittel zukünftig aus dem Ausland billig einführen und uns nicht um die dortigen Produktionsweisen kümmern? Wir begrüßen nun ganz herzlich Herrn Burdick von der Verbraucherzentrale NRW aus Düsseldorf. „Herr Burdick, wir Rheinischen Obstbauern betreiben einen hohen Aufwand, um heimisches Obst in direkter Nähe zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern unter den deutlich höheren deutschen Umwelt- und Sozialstandards zu produzieren. Zu Preisen, wie importiertes Obst von den unterschiedlichsten Orten dieser Welt zeitweise in den Discountern und anderen Supermärkten angeboten wird, ist das allerdings nicht möglich. Wir sind nun sehr gespannt, wie Sie aus Sicht des Verbraucherschutzes unsere regionale Obstproduktion im Vergleich zur Import-Massenwaren beurteilen“.

Ferdinand Völzgen, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau Bonn/Rhein-Sieg
Obsthof Völzgen, Am Büchel 5, 53173 Bonn, obsthof.voelzgen@t-online.de

Bild von 2019
Text- und Bildbearbeitung: Elmar Schmitz-Hübsch, Franz Bellinghausen
Zur Verfügung gestellt von Elmar Schmitz Hübsch: Foto

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Raum: Fachgruppe Obstbau Vitrine: Veranstaltungen
Galerie: Info-Veranstaltung am 26.06.2019
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